Das erste Quartal 2020 wird in die Börsen- und Wirtschaftsgeschichte eingehen, soviel steht fest. In noch nie da gewesener Geschwindigkeit sind die Aktien abgestürzt und in noch nie da gewesener Größenordnung stemmen sich Regierungen und Notenbanken gegen eine aufgrund des Coronavirus drohende schwere Wirtschaftskrise.
Wer am Jahresanfang 2020 vorausgesagt hätte, dass der DAX drei Monate später vierstellig notieren würde, der wäre ausgelacht worden. Waren Aktien denn nicht eigentlich alternativlos zu allen anderen liquiden Anlagen geworden? Ja, sie waren es, aber wie wir jetzt wissen bedeutete dies nicht, dass sie nicht auch stark fallen können.
Noch nie ging es so schnell abwärts
Der Absturz an den Börsen der Welt ist nicht der stärkste aller Zeiten. Im Zuge der Finanzkrise 2008 war der S&P 500 Index sogar um 57 Prozent gefallen und auch der DAX halbierte sich. Doch die Geschwindigkeit, mit der die Kurse diesmal zu Tal fuhren, ist historisch beispiellos. Ja, da gab es den 19. Oktober 1987, als der Dow Jones Index 22,3 Prozent an einem Tag verlor – doch damals war es mit diesem Highspeed Crash nach einem Tag erledigt. Diesmal hingegen verzeichneten wir mehrere Tage mit Verlusten im Bereich von 10 %. Dabei schien das Coronavirus den Aktienmärkten zunächst nichts anzuhaben. Nachdem die Krankheit in China schon ausgebrochen war, markierte der DAX und auch die Wall Street nach kurzem Einbruch schon wieder Rekordkurse.
Von einer Angstkrise zu einer realen Krise
Zunächst war die Corona-Krise ja auch nur eine Angstkrise, wie wir sie an den Börsen schon oft erlebt haben. So verhielt es sich mit Ebola und auch mit SARS. Diese beiden Epidemien blieben am Ende regional begrenzt und entwickelten sich für die alten Industrieländer nicht zu einem realen Problem. Entsprechend schnell erholten sich die Kurse wieder. Der Supergau des Atomkraftwerkes in Fukushima ist ebenfalls ein gutes Beispiel für eine Angstkrise. Auch damals gingen die Börsen im Mai 2011 sehr steil auf Talfahrt, als aber klar war, dass die Auswirkungen auf Japan begrenzt bleiben würden, ging es genauso schnell wieder aufwärts. Das Coronavirus ist nun aber zu einer realen Krise geworden, weil die Seuche sich durch Europa und die USA frisst. Die Maßnahmen, die gegen seine Ausbreitung beschlossen wurden, sind historisch ohne Beispiel. Einen Shut-Down fast des gesamten öffentlichen Lebens gab es in Friedenszeiten noch nie. Entsprechend groß ist die Verunsicherung, weil niemand genau abschätzen kann, wie groß die wirtschaftlichen Auswirkungen am Ende tatsächlich sein werden. Es hängt vor allem ja auch davon ab, wann die Maßnahmen beendet werden. Vorher ist eine seriöse Berechnung ohnehin nicht möglich. Die aktuellen Schätzungen für das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal gehen jedenfalls weit auseinander.
Von dieser Frage hängt auch die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten ab. Eine nachhaltige Erholung, dürfte dann einsetzen, wenn ein definitiver Zeitpunkt für das Ende des Shut Downs bekannt ist. Ein Greifen der Maßnahmen, ablesbar durch nachlassende Ansteckungszahlen, könnten die Börsen als Hinweis auf ein Ende schon im Vorfeld positiv quittieren.
Hilfsprogramme in nie da gewesener Größenordnung
Beispiellos sind auch die Maßnahmen, mit denen sich Regierungen und Notenbanken gegen den wirtschaftlichen Abschwung stellen. Die USA wenden zwei Billionen US-Dollar auf, was gigantischen zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Auch Deutschland hat die Schuldenbremse gelöst und ein Paket über 156 Milliarden Euro aufgelegt. Dazu kommen Garantien in Höhe von 600 Milliarden Euro. Die Notenbanken tragen ihren Teil dazu bei. Die US Notenbank Federal Reserve (FED) hat erstmals das Mandat unbegrenzt Anleihen verschiedenster Art kaufen zu können, und die Europäische Zentralbank (EZB) kauft für weitere 750 Milliarden € Staatsanleihen auf.